©Michaela Schabel
Die ersten Gitarrenklänge, die ersten Rasgueados und man hört sofort, hier sind Könner auf der Bühne des Jakobrmayers in Dorfen. Trotz technischer Verstärkung klingt der Ton warm, klar, emotionalisieren die Melodien durch präzise Artikulation und rasante Dynamik. Schon beim ersten Stück, einer Malagueña, ein Palo aus dem Flamenco, offeriert sich Luis Mariano als variantenreicher Komponist, aus dessen Feder auch die Flamencokompositionen des zweiten Teils stammen. Alternierend und gemeinsam vermitteln Luis Mariano und Florian David mit flirrenden Rasgueados die Welt der spanischen Musik, wobei Luis Mariano, meist mit geschlossenen Augen spielend, die Emotionalität der Musik über seine verinnerlichte Mimik noch verstärkt.
Bei einem Festival in Granada hörten sich beide, noch Solisten, gegenseitig zu und wurden aufeinander aufmerksam. Aus Sympathie und Wertschätzung entwickelte sich eine künstlerische Zusammenarbeit. Florian David, Sohn eines bayerischen Gitarrenbauers, selbst Gitarrenbauer und inzwischen ein Könner auf der klassischen Konzertgitarre und Luis Mariano Flamencogitarrist mit internationaler Erfahrung entwickelten mit „Classic meets Flamenco“ das erste gemeinsame abendfüllende Programm, das mit Cristina Aguilera als besonderem Gast um den Flamencotanz erweitert wird.
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Klug konzipiert gewinnen die beiden Künstler das Publikum zunächst über berühmte klassische Stücke. Manuel de Fallas „La Vida Breve“ beginnt temperamentvoll im Fortissimo. Kristina Aquilera akzentuiert die Melodie mit Kastagnetten und tänzerischer Flamencodynamik. Den zum Seemannslied verwandelten Evergreen „La Paloma“ lässt Florian David durch seine markantes Spiel wieder in seinem spanisch-lateinamerikanischen Ursprung aufleuchten und tangomäßig pulsieren. Tarregas „Recuerdos de la Alhambra“ perlen mit maurischer Aura, trotz der melodischen Zartheit voller aufgewühlter Emotionen als Spiegelbild der spanischen Seele. Bei Albeniz´ „Asturias“ wird der Fußschlag als bewusste Perkussion eingesetzt, über die Tonläufe und Akkorde hinwegbranden und sich in einem grandiosen Finale austoben.
Ohne Sänger fokussiert auch der Flamencoteil auf die Gitarristen. Mit einer „Granaina“, „Guajira“, „Zambra“ und „Alegria“ zeigt Luis Mariano sein großes kompositorisches Spektrum, zumal er die ursprünglichen Melodiemotive nur kurz anklingen lässt und eigene komplexe Variationen findet. Nur die Alegria lässt er im traditionellen Schema und gibt damit Cristina Aquilera nach einer mit Manton getanzten Guajira Raum im „Silencio“ der Alegria mit ihrer tänzerische Ausdruckskraft und in der finalen Escobilla mit ihren temperamentvollen, sehr präzisen und schnellen Zapateados das Publikum zu begeistern. Mit einer flotten Buleria, bei der der Gitarrist Florian David fröhlich tapsig ein paar Schritte tanzt und die Gruppe sichtbar gut gelaunt von der Bühne tanzt, findet „Classic meets Flamenco“ einen sehr sympathischen und authentischen flamencomäßigen Abschluss.